Unser Krim (Krim nash) oder wem gehört Krim wirklich

Auf dem ersten Blick scheinen die Beziehungen zwischen Westeuropa und Russland mit jedem Tag immer mehr zu einer Belastungsprobe zu werden. Als eine der Gründe dafür wird oft der Konflikt zwischen Russland und Ukraine genannt, der seit März 2014 immer noch dauert und fast jeden Tag Menschenleben kostet. In sieben Jahren sind mehr als 13.000 Menschen in dem Konflikt ums Leben gekommen. Wenn man in Kiew vor der Gedenkmauer der Soldaten steht, die während dieses Konflikts gefallen sind, spürt man Gänsehaut und das Ausmaß dieser Katastrophe wird erst klar verstanden. Was war der Auslöser dieses Konfliktes zwischen zwei Völkern, deren Freundschaft über mehr als 300 Jahre existierte? Warum dieses Thema bei Gesprächsverhandlungen am besten mit Geschick vermieden werden soll, wenn Sie nicht in s.g. „Fettnäpfchen“ geraten möchten.

Als Auslöser dieses Konfliktes dient die Halbinsel Krim, die zwischen dem nördlichen Schwarzen Meer und dem Asowschen Meer liegt und seit 2014 nach dem Referendum ein Teil der Russischen Föderation geworden ist. Diese Tatsache wurde von meisten Ländern der UNO nicht anerkannt, da bis zu diesem Zeitpunkt die autonome Republik Krim ein Teil der Ukraine war. Manche versuchen die russische Vorgehensweise zu erklären, um besser es zu verstehen und um weitere Konflikte zu vermeiden. Aber wem gehört Krim tatsächlich? Diese Frage möchte ich heute klären.

Krim zwischen den Griechen und Tataren

Die zahlreichen Ausgrabungen auf der Halbinsel deuten darauf hin, dass diese schöne und größte Halbinsel im Schwarzen Meer zunächst den Griechen gehörte. Genau von den Griechen soll der Name der jetzigen Hauptstadt Sewastopol, damals Chersones stammen, nach dem dort ansässigen Stamm der Taurer. Daher kommt auch der alte Name der Halbinsel Tavrida. Im 1. Jahrhundert v. Chr., nachdem fast alle Teile des griechischen Reichs zur römischen Herrschaft übergangen waren, geriet  Krim unter römischen Einfluss, allerdings wurde sie nicht als römische Provinz organisiert.

Später, im früheren Mittelalter herrschten dann nacheinander die Chasaren, Kumanen und Tataren auf der Krim. Im 13. Jahrhundert gehörte die Halbinsel der Mongolen der Goldenen Horde. Für sie galt Krim wegen ihrer günstigen Verkehrslage als wichtiger Handelspunkt zwischen Ägypten und Italien.

Die Goldene Horde wurde schrittweise im Laufe der Zeit aufgelöst und es entstand um 1430 auf der Krim das mit der Hauptstadt Bachtschyssaraj, die sich heute in 30 km von der aktuellen Hauptstadt Simferopol befindet. Die Herrschaft über die Halbinsel übernahm damals eine Nebenlinie der Mongolenkhane, dessen Palast bis unserer Zeit überlebt hat. Der berühmte Brunnen vor dem Palast wurde mehrmals in der Literatur durch den weltbekannten Dichter und Schriftsteller, Alexander Puschkin „Der Brunnen von Bachtschissarai“ oder auch in der Musik besungen wurde. Das Krimkhanat behielt weiterhin seine Autonomie auch in den Zeiten der osmanischen Herrschaft Mittel- und Osteuropa

Krim und Katharina die Große

Während des Krieges im 18. Jahrhundert zwischen dem Russischen Zarenreich und dem ostmanischen Imperium gelang es dem russischen General Alexander Suvorov nach dem Befehl von Großfürsten und früheren Liebhaber von Zarin Katharina die Große,  Grigori Potjomkin die Halbinsel zu erobern. Und schon im Jahre 1783 veröffentliche die aus Deutschland stammende Zarin Katharina die Große ein Manifest, indem die Halbinsel ab nun zum russischen Imperium gehören sollte. Die meisten Moslems haben in diese Zeiten die Halbinsel verlassen und sind in die Türkei umgezogen. Somit ist die Gegend fast leer geworden. Der damals ernannte Gouverneur Fürst Grigori Potjomkin begann die Leute von den umgrenzten Gebieten auf die Krim zu umsiedeln. Auch deutsche, bulgarische, griechische und italienische Einwanderer waren herzlich willkommen auf dem neu eroberten Gebiet des Russischen Reiches. Es begannen zahlreiche Bauarbeiten. Im Januar 1787 äußerte Katharina die Große den Wunsch, die große wirtschaftliche Entwicklung der Halbinsel zahlreichen Diplomaten aus verschiedenen Ländern zu zeigen. Sie besuchte diese Region mit zahlreichen hochgeladenen Gästen. Genau aus diesem Grund stammte die bekannte Redewendung „Potjomkische Dörfer“, als Zarin das Gebiet besuchte und ihr die tollsten Häuser vorgetäuscht seien sollten. Man sagte, dass diese Geschichte höchstwahrscheinlich unwahr ist. Da tatsächlich dank dem persönlichen Einsatz von ihrem Liebhaber, Herrn Potjomkin wurde sehr viel wirtschaftlich und kulturell in dieser Region erreicht. Es entstanden viele neue Wein- und Tabakplantage sowie eine neue Stadt, Sefastopol, die als Basis der Schwarzmeerflotte dienen sollte. Auch der weiter Krieg zwischen dem russischen Reich und der Türkei ein Jahrhundert später, änderte an der Zugehörigkeit der Halbinsel nichts, obwohl die Türkei gewann. Sie blieb als Teil des russischen Imperiums. Die Mehrheit der Bevölkerung stellten vorwiegend die Krimtataren.

Krim unter den Zeiten der Sovjetunion

Erst unter der Sovjetischen Macht mit  Josef Stalin an der Machtspitze, der durch seine Politik der Völkermischung bekannt war, wurde 1944 die gesamte tatarische Bevölkerung in die Uralregion, nach Sibirien und nach Usbekistan deportiert und durch neuangesiedelte Russen ersetzt. Tatarische Historiker schätzen, dass bei den Deportationen und Zwangsansiedlungen bis zu 45 Prozent der tatarischen Bevölkerung ums Leben kamen. Über diese Tragödie sang und gewann auch den Grandprix von der Eurovision 2016 die ukrainische Sängerin mit den tatarischen Wurzeln, Jamala.  Erst 1988 wurde es den Überlebenden erlaubt, in ihre Heimat zurückzukommen. Heute kann ich mich sehr gut daran erinnern, als ich noch in der Schule war und unsere Nachbarin, Veteran des 2. Weltkrieges und sehr aktive Frau zu uns in die Schule vor dem 9. Mai, Tag des Sieges, kam, um uns zu erzählen, wie wichtig dieser Tag und die Erinnerungen daran sind. Damals erwähnte sie unter anderem das Thema Krim. Sie erinnerte sich sehr gut, als Nikita Chruschtschow, der damalige Staatsekretär, 1964 Krim als Geschenk zur 300-jährigen Freundschaft zwischen den ukrainischen und russischen Völkern schenkte. Während der Zeiten der Sovjet Union, interessierte es niemanden, wem die Halbinsel Krim tatsächlich gehört. Alles hat dem Staat gehört und der Staat waren wir, Bürger der Sovjet Union. Aus der Sicht dieser Frau war es eine sehr gute strategische Entscheidung. Da zu dem Zeitpunkt, auf der Halbinsel keine richtige Wasserversorgung und kein Elektrizitätswerk vorhanden sein sollten. Dank dem Anschluss ans Festland, denn die Ukraine damals einen direkten Zugang zur Halbinsel hatte, wurde die Versorgung erst möglich und dem Ausbau des größten Kurortes der Sovjet Union mit zahlreichen Kurhäusern und Pionierlagern stand nicht mehr im Wege. Seit dieser Zeit wird Krim zur größten Kuranstalt der Sovjet Union erklärt, wo Millionen der sovjetischen Bürger sich erholen und neue Kräfte für die Ausbau des Staates sammeln konnten

Krim nach dem Zerfall der Sovjet Union.

Nachdem 1991 die ganze große Sovjetunion mit 15 Republiken sich aufgelöst hat, wurde das Gebiet der Autonomen Republik Krim zum ukrainischen Staat eingeteilt. Diese Autonome Republik erhielt ein eigenes Parlament und viele Sonderrechte in Finanzen und Verwaltung innerhalb des ukrainischen Staates. Allerdings die Mehrheit der Bevölkerung war und blieb russischsprachig und kam größtenteils aus Russland. Auf der Halbinsel herrschte sogar die russische Zeit, sprich es gab eine Stunde- Unterschied zwischen Moskau und Kiew. Die Infrastruktur der Halbinsel ist leider in die Vergessenheit geraten. Die Betriebe, die in den Zeiten der Sovjetunion die Sanatorien unterhielten, sind größtenteils pleitegegangen. Die russischen Touristen brachten mehr Geld als die ukrainische Bevölkerung.

Referendum auf der Krim

So dass viele Halbinselbewohner mit der damaligen wirtschaftlichen Situation unzufrieden geworden sind. Mit dem Referendum 2014 erhofften viele von ihnen eine sichere und bessere Zukunft. Daher stimmte die Mehrheit der Halbinseleinwohner für den Anschluss an die russische Föderation entschieden hat.

An dem Beispiel dieser Halbinsel Krim mit der faszinierenden Natur und der an Ereignissen reichen Geschichte kann man das große Vielfältigkeit dieser Region und die Hochsensibilität der Bevölkerung besser verstehen. Dieses Beispiel zeigt uns auch wie wichtig die interkulturelle Kompetenz besonders im osteuropäischen Raum heute ist. Wollen Sie mehr davon erfahren, dann kontaktieren Sie uns

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert