5 Irrtümer über Russland

Was fällt Ihnen spontan an, wenn Sie das Wort Russland hören? Höchstwahrscheinlich entstehen bei Ihnen im Kopf die klassischen Hollywoodbilder: Wodka, Pelzmütze, Bär und die Kälte. Stimmt es überhaupt? Wie kommen diese Behauptungen zu Stande und kann es zu Problemen bei der Kommunikation führen? Wenn ja, gibt es irgendwelche Methoden, mit deren Hilfe wir diese Probleme lösen können?  Heute möchte ich mich mit diesen Fragen beschäftigen und anfangen möchte ich mit der ersten Behauptung:

  1. Alle Russen trinken Wodka

Stimmt diese Behauptung tatsächlich? Laut eine WHO- Studie belegte Russland im Jahre 2011 den Platz drei im europäischen Vergleich mit dem 15,8 Liter pro Kopf- Verbrauch und im Jahr 2014 wurde es 13,5 Liter pro Kopf. Also Tendenz sinkend. Frauen trinken selten Wodka, sie bevorzugen eher Wein oder Sekt. Bei den Jugendlichen wird immer mehr Bier beliebt.

Der Bierkonsum ist übrigens gestiegen. Die Behauptung, dass es kein Geschäftsessen in Russland ohne Wodka stattfindet, gerät so langsam in Vergessenheit. Bei einem Business-Luch wird ab und zu ein Bier oder ein Glas Wein getrunken. Beim Abschluss eines wichtigen Vertrages wird schon mal mit Glas Whisky oder Cognac angestoßen. Aber meistens erfolgt es in einer recht privaten Atmosphäre und findet außerhalb der Bürozeiten statt. Die Tatsache, dass gute Geschäfte mit einem Glas hochprozentiger verabschiedet werden und das soll Erfolg und Glück bringen gehören eher zur Tradition

2. In Russland herrscht das ganze Jahr eisige Kälte

Diese Behauptung stimmt zum Teil. Ja , wenn man die Karte von Russland anschaut, der größte Teil liegt im Norden und da herrscht Winter fast ein halbes Jahr und es kann auch Frost bis zum -50 Grad vorhanden sein. Aber wenn wir Sochi nimmt, wo 2014 die Olympischen Spiele waren, kann durchaus im Winter auch + Grade haben.  

Als Ergebnis der Kälte kommt die nächste Aussage

Mehr als 60 Prozent der russischen Gesamtfläche liegen auf Permafrostböden, vor allem in Sibirien und im Fernen Osten. Nur ein kleiner Teil der Bevölkerung lebt auf der gefrorenen Oberfläche, aber das Gebiet weist einen Großteil der natürlichen Ressourcen des Landes auf: Öl, Gas, Gold und Diamanten. Das Ergebnis sind Städte, die in der leeren Tundra im kalten und beißenden Wind erbaut wurden.

3. Alle Russen tragen Pelzmütze

Diese Aussage stimmt zum Teil. In 90-er Jahren war es sehr populär eine Pelzmütze zu tragen. Es war so genannter Statussymbol. Wer diese Mütze hatte, hatte Geld und war vermögend. Heutzutage hat sich die Modewelt geändert. Man kann die Pelzmütze bei der Armee finden oder wenn Sie nach Sibirien oder Norden im Winter vereisen. Für die Frau in Russland bleibt wiederum ein Pelzmantel ein Traum und Statussymbol. Dagegen in Europa oder Amerika ist es ganz anders, wie wir alle wissen.

4. Russen lachen nie, sind unfreundlich und verschlossen.

Das scheint auf dem ersten Blick. Mein ehemaliger Kollege hat nach seiner Ankunft in Domodedovo gefragt: „ Warum sind Leute hier alle so seriös? Lachen Sie nicht?“ Für diejenigen, der gerade vor eine Woche in USA zur einer Konferenz war, kann es durchaus auf dem ersten Blick so vorkommen. Das gleiche Gefühl hatte anscheinend der Sänger Michael Jackson gehabt, wo er das Lied „ Stanger in Moscow“ gesungen hat. Aber das ist ja ganz andere Geschichte, wie wir schon wissen.

Wenn Sie Leute besser kennen lernen und zu Ihnen zu Besuch kommen, wird die Welt ganz anders aussehen. Viele sagen dann, dass Sie selten so ein gastfreundliches und fröhlich Volk erlebt haben. Russen lachen gern und sie lachen sehr gern über sich selbst

5. In Russland laufen Bären auf der Straße.

Ja, zweifellos gibt es in Russland genug Bären. Aber nicht auf den Straßen von Moskau oder St. Petersburg und nicht in anderen Millionenstädten. Wenn man die Sehnsucht nach großen Bären hat, kann sie gern in Taiga oder Sibirien finden, wo viel Lachs im Wasser schwimmt.

Es stimmt, Bären sind beliebte Maskottchen bei Sportveranstaltungen und als Wappentier russischer Städte und Gemeinden weitverbreitet. Und es gab Zeiten, da spazierten sie wirklich durch die Straßen. Es gibt auch einige sehr berühmte russische Bären. Doch der Bärenkult schadet ihnen nur. Er führt dazu, dass noch mehr Bären zur Belustigung des Publikums in Zoos und Zirkussen unter grausamen Bedingungen gehalten werden.

Also wie Sie sehen konnten, stimmen die Aussagen nicht immer ganz 100% zu. Alle 5 Aussagen sind so genannte Stereotypen. Stereotypen sind ein vorher verpacktes und verarbeitetes kulturelles Wissen. Es ist leicht zu sehen und zu lernen. Aber ob sie immer stimmen? Das haben wir an unseren Beispielen gesehen. Bitte Vorsicht. Stereotyp deutet auch sehr oft auf das Verzicht, etwas Neues zu lernen. Wir nehmen die Situation so wahr, wie diese in unserem Kopf dargestellt ist. Meistens haben wir das gehört, das einer oder der andere uns erzählt hat. Im Russischen gibt es dazu ein Sprichwort: „ Lieber einmal zu sehen als 100 mal zu hören“.  Es gibt positive, neutrale und negative Stereotypen.

Positive Stereotypen das sind solche Behauptungen, wie alle Amerikaner sind freundlich oder alle Deutschen sind pünktlich und lieben Ordnung, wie Kaminer bereits behauptet hat. Neutrale Stereotypen sind einfache Behauptungen, die keine große Emotionen hervorrufen. Als Beispiel kann der Satz dienen: Viele Kinder in Russland trinken Milch. Die negativen Stereotypen haben dagegen einen ablehnenden Charakter. Manchmal werden sie auch als Vorurteile bezeichnet, die als negative Bilder in unserem Bewusstsein verankert sind. Und genau diese Vorurteile können zu Problemen zwischen unterschiedlichen Kulturen führen. Es gibt aber eine Lösung, s. das Bild unten. Wenn wir diese 3 Schritten befolgen, dann kann uns bei den Interkulturellen Schwierigkeiten nichts mehr im Wege stehen.

Und welche Vorurteile bzw. Stereotypen haben Sie gegenüber Osteuropa oder Russland, die hier nicht erwähnt wurden? Schreiben Sie mir in Kommentare. Es würde mich sehr freuen. Besuchen Sie unsere Trainings, wir helfen Ihnen die Stereotypen abzubauen, einen gemeinsamen Dialog zu finden und somit Ihren Erfolg erzielen.

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