Vor kurzem hat der russische Präsident Wladimir Putin in seiner Ansprache im Fernsehen: „Kiew sei die Mutter aller russischen Städte“ behauptet. Die Geschichte aus der Chronik zeigt, dass dieser Satz bereits von einem anderen Herrscher, Oleg der Weise, im Jahre 882 stammte. Er war ein Verwandter des legänderen Führsten Rjurik, der das russische Staat gegründet hat. Oleg ist von Nowgorod nach Kiew gekommen, hat die damaligen Herrscher von Kiew Askold und Dir getötet und hat die Stadt Kiew zur Mutter aller russischen Städte erklärt und hat begonnen, dort zu regieren.
Genau in der Chronik von Nestor – Letopisez können wir auch die Legende über die Gründung dieser schönen Stadt am Ufer Dnepr finden, die bereits im 6 Jahrhundert geschehen sein sollte. Laut dieser Legende waren es drei Brüder: Kyj, Tschtscheck, Choryv und ihre Schwester Lybid. Kiew wurde in Ehre an den großen Bruder Kyj genannt. Da die Stadt auf 3 Hügeln liegt haben die anderen Hügel die Namen Tscheck (daher trägt die moderne Hauptstraße von Kiew Xretschatik in ihrem Ursprung den Namen des Bruders) und Choryi erhalten. Und der Fluss hat den Namen der Schwester Lybid bekommen. Ich kann mich noch erinnern, als meine Oma mir erzählt hat, wie sie als ein junges Mädchen gesehen hatte, wie der Fluss über die Straßen im Stadtzentrum um den Siegerplatz (Ploschad Pobedy) herum geflossen war. Es war noch vor dem zweiten Weltkrieg. Später wurde der Fluss unter die Erde verlegt, damit neue Wohnhäuser entstehen konnten. Es herrschte schon immer der Mangel an Wohnfläche in Großstädten. Heutzutage kann man ab und zu noch Geräusche vom Fluss hören, wenn man richtig leise in der Wohnung auf dem Sofa sitzt.
Am letzten Wochenende im Mai feiert die Stadt ihren Geburtstag. Am Tag, als die ganze Pracht von Kastanienblüten zur Geltung kommt. Inzwischen ist die Kastanienblüte zum Stadtsymbol geworden. Im Jahre 1982 waren es bereits 1500 Jahren, als die Stadt ihr Jubiläum feierte. Ich war damals zwei Jahre alt und kann mich sehr schlecht an die Einzelheiten erinnern. Aber ich kann mich sehr gut an die darauf folgende Geburtstage von Kiew erinnern, als tolle Veranstaltungen mit Konzerten in den Parks durchgeführt wurden und selbst in unserem kleinen Pawlovskij Park war es ein richtiges Erlebnis mit Leckereien aller Art: Eiscreme, Pirogi, Kuchen, einem tollen Konzert und vielen unterschiedlichen Attraktionen für Kinder. Es war fast immer sonnig. Die warme süße Duft der Kastanienblüten gepaart mit Leckereien herrschten in der Luft. Es roch immer nach viel Versprechenden, nach der großen glücklichen Zukunft, wie ein russischer Dichter Fedor Tjutschew bereits im Jahre 1869 in seiner Reise nach Kiew merkte und schrieb an seinen Freund: „Ja, mit Kiew bin ich sehr zufrieden. Diese Stadt erschien zur Kategorie der Eindrücke zu gehören, die die Erwartungen vollkommen übertreffen. Ja, eine wunderbare Gegend, die in gigantischer Vergangenheit verankert ist und für die noch mehr gigantische Zukunft vorbestimmt ist. Kiew ist eine der größten und reichsten Springquelle der Geschichte“.
Und das stimmt. Genau in Kiew beginnt sein Ursprung das Christentum des russischen Reiches. Als Großfürst Wladimir 988 die Leute im Dnepr getauft hat und mit dieser Geste, die alten Götzer abgeschafft hat. Sein Denkmal schaut immer majestätisch vom Berg auf das Ufer vom Dnepr herunter. Als ob er uns noch vorwarnt, dass wir unsere Geschichte nicht vergessen sollen
Sein Nachfolger und Sohn Jaroslaw der Weise hat die Tradition seines Vaters weitergelebt und unter seiner Führung wurde Kiew stark ausgebaut. Neben zahlreichen neuen Kirchen und Klöstern wurde die erste ostslawische Bibliothek gegründet. Genau der Jaroslaw der Weise gilt als einer der ersten slawischen Diplomaten. Er selbst mit zwei Frauen aus Europa verheiratet: seine erste Frau Anna stammte aus Norwegen und die zweite Ingigerda getauft Irina war eine Tochter des schwedischen Königs. Seine Töchter hat er alle nach Europa verheiratet. Seine jüngste Tochter Anna war mit dem französischen König Henry I verheiratet. Unter der Herrschaft von Jaroslaw dem Weisen erreichte Kiew im 11. und 12. Jahrhundert den Höhepunkt seiner Entwicklung und wurde eine der größten Städte Europas.
Leider nach dem Tod von Jaroslaw konnten seine Kinder die Erbschaft nicht richtig teilen und begannen Streitereien und Kämpfe.
Moskau dagegen wird erst im Jahre 1147 in den Chroniken erwähnt, als Jurij Dolgorukij befahl eine hölzerne Stadt zu entrichten. Und wird noch einen langen Weg bestreiten, bis sie zur Hauptstadt wird
Die zweite heimliche Hauptstadt Russland, Venedig im Norden, wie man sie noch nennt, St. Petersburg entstand im Jahre 1703, als Zar Peter der Große die Gegend voller Sümpfe vom Schweden erobert hat und es sollte ein Symbol werden für sein Reichtum, es sollte das Fenster nach Europa öffnen und zeigen, dass man auf dem Nichts auch schöne Städte bauen kann. Im Jahre 2003 hat die Stadt ihr 300- jähriges Jubiläum gefeiert und der Wunsch von Zar Peter dem Großen ist in Erfüllung gegangen, die Stadt kann sich in den Kategorien Kultur, Architektur und Moderne mit vielen Weltstädten nicht nur mithalten sondern manchmal auch gewinnen.
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